Die Lage zwischen Nord- und Südkorea habe ich bisher noch nicht erörtert. Das habe ich mir nämlich für heute aufgehoben, denn gestern Stand ich tatsächlich auf nordkoreanischem Boden.
Offiziell ist der Krieg zwischen Norden und Süden noch nicht beendet. 1950 hat Nordkorea angegriffen und Südkorea fast eingenommen. Mit der Hilfe der USA hat der Süden den Norden aber zurückdrängen können. 1953 wurde dann ein Waffenstillstand beschlossen, der bis heute gilt. Außerdem wurde eine insgesamt vier Kilometer breite entmilitarisierte Zone (DMZ ist englisch für demilitarized zone) entlang des 38. Breitengrades eingerichtet (jeweils im Norden und Süden 2km in das Landesinnere rein). Die DMZ ist etwa 50km nördlich von Seoul. Und genau da war ich.
Es gibt dorthin geführte Touren. Kati, Marvin und ich haben bevor unsere Zeit hier zu Ende ist, mit einer amerikanischen Organisation eine Tour mitgemacht.
Es ging mit einem Reisebus los. Je nördlicher und näher an die DMZ wir gekommen sind, desto leerer wurden die Straßen. Innerhalb der DMZ waren auch Straßensperren, sodass man ein langsames Slalom fahren musste. Es war total öde und Menschenleer!
Unser erster Stopp war am 3. Infiltrationstunnel. Nordkorea gräbt wohl gerne, denn es wurden vier von diesen Tunneln entdeckt, die Nordkorea dabei helfen sollten, schneller Soldaten für eine Invasion von Südkorea durchzuschleusen. Der Tunnel war etwas eng und ich war froh, dass wir einen Helm bekommen hatten. Man konnte etwa 200m weit hineinlaufen, dann war es abgesperrt durch eine Mauer und durch eine kleine Luke konnte man noch etwas weiter schauen.
Bevor wir in den Tunnel sind haben wir auch noch einem Film über die DMZ gesehen. Wenn ich es mit dem Adjektiv "amerikanisch" beschreibe, trifft es das ganz genau wie der Film war!
Weiter ging es dann an das Dora Oberservatory, eine Aussichtsplattform von der man nach Nordkorea schauen konnte. Das hat mich jetzt nicht so umgehauten. Auf beiden Seiten der Grenze gibt es jeweils ein Dorf. Die konnte man sehen und die riesigen Fahnenmasten die darin standen. Es war zum Glück gutes Wetter und wir haben ziemlich weit gesehen. Auch bis zum Gaeson Industriekomplex. Bis vor einigen Jahren gab es wohl auch dorthin Touren, allerdings wurde das aufgrund von einem Vorfall (ich glaube eine Touristin hat sich nicht an die Regeln gehalten und wurde erschossen) eingestellt.
Als dritten Stopp hatten wir die Dorasan Station. Der letzte Bahnhof vor der Grenze. Der ist top modern, sieht aus wie geleckt wird aber zur Zeit nur als Touristenattraktion genutzt. Wenn sich die Länder wieder vereinigen sollten, was meiner Meinung nach nicht in der nächsten Zeit passieren wird, verbindet diese Bahntrasse Norden und Süden. Da aber gerade keine Züge durchfahren, konnten wir problemlos über die Gleise hüpfen und alles in Ruhe anschauen. Ich hätte mir dort auch einen nordkoreanischen Stempel in den Pass machen lassen können, der sagt dass ich in Nordkorea war. Habe ich aber nicht denn sonst hätte ich bei der Einreise nach Japan Probleme. Deswegen haben wir uns nur ein Ticket gekauft wo auf der Rückseite der Stempel drauf ist.
Dann ging es zum letzten Stopp weiter: In die JSA (joint security area) Also ganz genau an die Grenze. Und das war wie ich finde das Highlight. Man fährt zuerst zum Camp Bonifas, dem Militärstützpunkt der unter UN Mandat steht. Da bekommt man eine Sicherheitsunterweisung und Infos über die DMZ. Dann geht es weiter direkt an die Grenze. Man wird von einem US-Soldat begleitet der auch viel dann noch erzählt. Es läuft alles sehr streng an, man bekommt gesagt wann und was man fotografieren darf und worauf zu achten ist. Gesten Richtung norden, Nordkoreaner ansprechen oder sonst wie mit ihnen kommunizieren war verboten. Wir waren in einem der blauen Häuser die genau auf der Grenze stehen und in denen Verhandlungen stattfinden. Wenn man das Haus betritt ist man auf südkoreanischer Seite, geht man durch und auf die eine Seite vom Verhandlungstisch ist man auf nordkoreanischem Boden!
An dem Ort stehen sich die südkoreanischen und nordkoreanischen Soldaten genau gegenüber und schauen sich (durch die schwarzen Sonnenbrillengläser) an. Die Atmosphäre war auch eher angespannt und die Stille dort fast erdrückend! Es ist halt doch mehr wie "nur" eine Touristenattraktion!
Das Zeichen ist beim Infiltration tunnel
in diese Richtung geht es nach Nordkorea |
Die Soldaten waren alle recht cool und haben immer ja gesagt, wenn man nach einem Foto gefragt hat! So fühlt man sich doch gleich viel sicherer in Korea, denn in der Ecke sieht man überall Militär mit automatischen Waffen... es ist doch einfach noch ein Kriegsgebiet irgendwie.
Vom Bus aus hat man auch die roten Schilder mit Totenkopf gesehen, die vor Mienen warnen die überall in der DMZ noch sind. Schön in der Natur wandern ist da nicht drin, außer man ist Lebensmüde.
Leider war an dem Tag nur einer da, aber es war fast wie im Zoo weil die ganze Gruppe ihn angestarrt hat. | ||||||||||||
Ein Nordkoreaner |
Joint Security Area - vorne Südkoreaner unter UN Mandat, im Hintergrund ein Nordkoraner |
Die "Grenze" |
Der dicke Stein markiert die Grenze zwischen Nord- und Südkorea an diesem Punkt. Links ist Süd-, rechts ist Nordkorea. Die Grenze ist sonst durch weiße Pflöcke die in einem 5m Abstand stehen markiert, daran schließt dann gleich die DMZ an
in einem der blauen Häuser |
Im blauen Haus drin. Die "Rock Soldier" stehen in einer bestimmten Teakwondo-Stellung, z. B. mit geballten Fäusten, da. Das signalisiert dem Feind Stärke und soll ihn einschüchtern. Diese Rocksoldier sind nur da, wenn auch Touristengruppen kommen, also für ihren Schutz und gehen auch wieder wenn alle weg sind.
Propagandadorf mit Fahnenmast |
Nordkorea: Es lebt keiner im Propagandadorf, aber dennoch gibt es das. Da Südkorea vor einigen Jahren einen neuen, HÖHEREN Fahnenmast aufgestellt hat, musste Nordkorea nachziehen und hat diesen 160m hohen Fahnenmast mit 270kg schwerer Flagge aufgestellt. Es ist der drittgrößte weltweit.
Bridge of no return - auf der anderen Seite ist Nordkorea |
Unsere militärischen Touristenführer. Die waren ganz cool drauf und haben auch gepost auf Nachfrage ;-)
Hier an der Bridge of no return (frei übersetzt: Brücke ohne Wiederkehr) gibt es einen heute unbemannten Checkpoint. Vor vielen Jahren jedoch, war er bemannt und konnte aber wegen eines Baumes nicht eingesehen werden. Außerdem ist er von drei Seiten von Nordkorea umringt. Der Baum sollte gefällt werden, wobei die Situation dann mit dem Norden eskaliert ist und zwei US Soldaten starben.
Es war nicht ohne und es wurde einem erst wirklich bewusst, in welcher politischen Lage sich das Land befindet. Auf der anderen Seite: Kaum ein Koreaner war in der DMZ, außer die Männer die während des zweijährigen Wehrdienstes dort stationiert sind. Spricht man Koreaner auf die Teilung an, bekommt man immer die Antwort, dass man sich irgendwann vereinigt. Aber ich glaube im Moment ist das Wollen und Bemühen nicht da.
Es leben etwa 25.000 Flüchtlinge aus Nordkorea in Seoul und die Diskriminierung ihnen gegenüber ist wohl extrem! Es wird viel gesagt, aber ein wirkliches Handeln sehe ich nicht.
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